In den letzten Jahren, eher beiläufig und gar nicht so bewusst, habe ich immer wieder mal feststellen müssen, dass Menschen scheinbar eine regelrechte Abneigung vor dem NEUEN haben. Heute denke ich, das ist keine Abneigung oder Angst vor dem Neuen sondern schlicht und einfach purer EGOIMUS.
Es begann in den 70er Jahren, als z.B. die Skateboards aus Amerika hier nach Europa und Deutschland gekommen sind und jeder diese „rollende Gefahr“ mit rümpfender Nase an sich vorbei fahren sah – Es wurden direkt Verbote für diese Rollbretter gefordert [1]. Heute ist man da aber nicht anders – E-Bikes und E-Scooter tauchen genau wie die Skateboards damals immer wieder in den Medien auf als störend [2], als potentiell gefährlich oder einfach als umweltbelastend [3]. Man stört sich aber nicht an dem Müll, den man tagtäglich auf öffentlichen Parkplätzen vorfindet, den Müll der beim „Rudelgucken“ einer EM/WM hinterlassen wird, oder wann habt ihr das letzte mal eine Schlagzeile zu diesen Problemen gesehen?
Das nächste Problem sind die fiesen, gefährlichen und jedem in die Privatsphäre eindringenden Drohnen, die immer nur genutzt werden, um in Wohnungen die dort duschenden oder sich umziehenden Frauen oder auch Männer zu beobachten [4]. Ihr merkt, ich wähle hier bewusst eine sehr provokante Aussage – aber leider haben immer wieder Drohnen-Piloten mit solchen Aussagen zu kämpfen, wenn mal wieder beim abendlichen Flug in der Landschaft, um wunderschöne Aufnahmen vom Sonnenuntergang aus der Luft zu filmen, irgendwer aus seiner Wohnung gekrochen kommt, weil er sich plötzlich vom Lärm belästigt wird, oder meint „bespannert“ zu werden. Hat man doch noch am Vorabend beim Länderspiel mit seinen Kumpels halbnackt auf dem Balkon gestanden und nun mit Kater, heiserer Stimme und fiesem Sonnenbrand zu kämpfen… Ihr merkt worauf ich hinaus will?
Ich wähle gerne das Thema Fußball, denn gerade beim Sport werden vermeintlich eigene Grenzen immer wieder überschritten – Diese sind aber gesellschaftlich von der Mehrheit akzeptiert. Und das ist ganz einfach, denn solange man es einen selbst betrifft, man selber seine Vorzüge hat ist es okay, wenn es mal Grenzen überschreitet.
Betrifft es aber Dinge, die man für sich selbst als überflüssig oder nicht sinnvoll erachtet, dann sieht die Stimmung schon ganz anders aus. Auch wir haben hier in unserem Wohnhaus aktuell mit diesem Thema zu kämpfen. Seit Monaten steht der Fahrstuhl in unserem Eingang still, weil sich die Hausgemeinschaft nicht einigen kann, den Fahrstuhl nur in unserem Eingang zu erneuern – „Wozu auch? Unser Fahrstuhl funktioniert doch“, sind scheinbar Meinungen, die dafür sorgen, dass sich alte und teilweise körperlich eingeschränkte Personen in unserem Haus die Treppen hoch und runter quälen müssen. Oder auch das Thema Glasfaser: Der Anschluss ist in unserem Keller vorhanden – Da aber viele der Meinung sind „ICH brauche das alles nicht“ verwehren sie zum einen die Aufwertung der gesamten Immobilie, zum anderen die Teilnahme am Leben im 21. Jahrhundert. Mit einer nicht mal auszulastenden 16K Kupferleitung (Danke Helmut Kohl), dümpelt sich ein 4 Personen Haushalt nämlich mehr durchs Internet als dieses vollwertig nutzen zu können.
Und jetzt wird es ein wenig politisch – Denn ich behaupte, dass genau DIESE Leute für eine Regierung verantwortlich sind, die sich seit Jahren der Digitalisierung in unserem Land so dermaßen verschließt, dass wir auch in den nächsten Jahren mit einer CDU noch weiter als „digitales Entwicklungsland“ auftreten werden – Amerika und vor allem die Chinesen laufen uns technisch heute schon so sehr davon, dass wir diesen wirtschaftlichen Vorsprung irgendwann ( wenn es nicht schon zu spät ist) nicht mehr aufholen können. Doch es braucht heute nicht mal mehr eine Politik um diese Technologie-Verachtung weiter zu schüren, denn das bekommt unsere Gesellschaft aktuell sehr gut selber hin – Denn „ICH brauche es ja nicht, dann sollen andere es verdammt nochmal auch nicht brauchen“ …. oder wie eine bestimmte Altersgruppe es immer gerne sagt „Wozu denn? Früher ging es auch ohne“.
Wenn JEDER mal seine Aufmerksamkeit darauf legen würde, was aktuell wirklich wichtig ist und nicht darauf was einem per se gegen die Strich geht, dann wäre das Leben für viele Menschen viel, viel angenehmer.
P.S. Auch wenn das Thema sicherlich polarisiert, bitte ich um eine sachliche Diskussion in den Kommentaren.
Hallo Patrick,
beim Thema Drohnen stimme ich Dir voll und ganz zu. Auch ich bin seit Jahren Fernpilot und habe immer wieder mit Anfeindungen zu kämpfe. Daher fliege ich auch wenn überhaupt nur noch dort wo wenig Gebäude in der näheren Umgebung sind. Alles andere ist mir zu doof.
Hi Alex, Wow das ging schnell bis zum ersten Kommentar 😀
Ich verstehe dich zwar, denke aber dass du damit genau das Machst, was die Leute damit bezwecken wollen.
Trotzdem sicher ein schwieriges Thema.
LG
Patrick